Sonntag, 21. Dezember 2008

Die Großmutter übernimmt das Fernsehen

Patrick K. Addai, Robert Hübner
Die Großmutter übernimmt das Fernsehen

ab 6 Jahren, Text: Patrick K. Addai, Illustration & Grafik: Robert Adinkra Verlag, Hübner, Hardcover, 40 Seiten, 7 Farbillustrationen, 15,- EUR
In der Vergangenheit war es die Aufgabe der Großmutter, den Kindern Geschichten zu erzählen und damit Probleme des täglichen Lebens zu lösen. Auf diese alten Geschichten seiner eigenen Großmutter greift der Autor zurück und beweist damit, dass Geschichten in einem Buch ebenso spannend sein können wie im Fernsehen.
Textauszüge: Warum die Spinne keine Haare auf dem Kopf hat ... Die Spinne wollte mehr essen als die anderen. Da hatte sie eine Idee. Sie sagte zu ihren Freunden: "Ich werde in zwei Wochen krank werden. Und wenn ich krank werde, werde ich bald darauf auch sterben. Wenn ich tot bin, müßt ihr mich begraben, wo die Kartoffeln eingelagert sind. Und vergeßt nicht, einige Sachen mit einzugraben. Ihr müßt Öl mitnehmen zum Begräbnis. Pfeffer muß dabei sein und eine Zwiebel. Vergeßt nicht das Salz, eine Gabel, ein Messer, eine Schüssel und natürlich Ketchup. Also nehmt alles mit, was man zum Kochen braucht. Und am Grab müßt ihr ein Loch freilassen für meinen Geist." ...
Woher das Muster des Schildkrötenpanzers kommt ... Im Urwald luden die Vögel die Schildkröte zum Weihnachtsfest auf einem großen Baum ein, obwohl sie wußten, daß es für eine Schildkröte unmöglich ist, auf einen hohen Baum zu klettern. Als die Schildkröte die Einladung erhielt, freute sie sich und bedankte sich bei den Vögeln. In der Einladung stand, daß die Schildkröte innerhalb einer Woche mitteilen solle, ob sie komme oder nicht ...
Wie die Spinne schwarz wurde ... Seit Jahren hatte es nicht mehr geregnet. Es gab kein Wasser mehr. Alle Tiere waren durstig und hungrig. Fast jeden Tag starb eines von ihnen. Nur die Krabbe hatte Kartoffeln gelagert. Die kluge Spinne wußte davon. Sie ging zur Krabbe und bat sie: "Bitte, gib mir einige Kartoffeln zum Essen!" Die Krabbe sagte zur Spinne: "Ich gebe dir einige Kartoffeln - aber nur unter einer Bedingung: Du bekommst die Kartoffeln gratis, aber nach drei Nächten mußt du wieder kommen, und ich gebe dir einen Schlag auf den Kopf." Die Spinne wußte jedoch, daß ein Schlag von der Krabbe tödlich sein kann. Aber sie hatte Hunger und brauchte etwas zu essen. So war sie einverstanden. Nach ihrem Besuch bei der Krabbe ging sie nach Hause und überlegte: "Was kann ich tun, damit ich keinen tödlichen Schlag von der Krabbe bekomme?" Da hatte sie eine Idee... Adinkra Verlag

Auszug aus der Lese-Drehscheibe
Kulturbotschafter der Welthungerhilfe, Patrick K. Addai, erzählt über seine Heimat
Die Großmutter übernimmt das Fernsehen


Computer, Gameboy oder Fernseher? Gibt es in den Büchern von Patrick Addai nicht. Kino, CD, Radio? Auch nicht. Aber es gibt eine Großmutter, die alles ist. Die Lese-Drehscheibe traf den Kulturbotschafter der Welthungerhilfe und unterhielt sich mit ihm über seine Kinderbücher.
„Es war meine Großmutter, die für uns das alles war. Jeden Abend kamen wir Kinder zu ihr, um Geschichten zu hören, zu singen, zu tanzen und zu klatschen“, erzählt Patrick Addai, der in Ofoase, einem kleinen Dorf in Ghana aufgewachsen ist.
Vor allem die Geschichten und die Art, wie die Großmutter erzählte, prägten den erfolgreichen Autor. „Beim Geschichtenerzählen gab sie uns auch immer Ratschläge, wie wir uns verhalten sollten. Und Problemlösungen für den Alltag hatte sie auch stets für uns parat“, erinnert sich der Familienvater. „Strom gab es nicht, also auch kein Fernsehen. Meine Großmutter übernahm das Fernsehen.“
Patrick Addai stammt aus dem Volk der Ashanti in Ghana. Er studierte Volkswirtschaft in Linz sowie Soziologie und Politologie in Salzburg. Seit 1989 schreibt Patrick Addai selbst Bücher, die Groß und Klein begeistern ...
Aber sein Engagement gilt nicht nur der Kultur seiner Heimat, sondern auch der Bildung. „Sicher haben wir noch viel zu tun in unserem Land, vor allem das Schulsystem steckt noch in den Kinderschuhen. In Ghana herrscht absoluter Lehrermangel. Es gibt keinerlei Anreiz, diesen Beruf zu erlernen.“ Deshalb unterstützt der populäre Autor und Absolvent des Postgraduate Studiums in Kulturmanagement Bildungsinitiativen für Ghana.
So fließt der Erlös aus dem Verkauf seiner Bücher sowie seiner Auftritte in den Bau eines Studentenwohnheimes der Pädagogischen Akademie in der zweitgrößten Stadt Ghanas, Kumasi. Darüber hinaus fördert und betreut er weitere Kinderhilfsprojekte. Lese-Drehscheibe vom Papierfresserchen-Verlag

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