Thomas B. Morgenstern, Jörgen Habedank
Revo - der Traumfänger
Hannah Verlagsgesellschaft, 56 S., ISBN 3-931735-09-5, 10 Euro
Aquamarina, die Tochter des Circusdirektors kann nicht mehr träumen. Ihre Eltern sind verzweifelt, der ganze Circus versinkt in Traurigkeit. Wer als Artist nicht mehr träumen kann, wird niemals gut werden, weiß Signore Basta, der Circusdirektor ... alle Artisten des Circus Fata Morgana geben ihr Bestes, um Aquamarina aufzuheitern - aber vergebens. Schließlich hat der Zauberer die rettende Idee. Ein Traumfänger wird gesucht und als Revo, der Traumfänger, auftaucht und die Träume der Zuschauer im Circuszelt einfängt, wird Aquamarina endlich geholfen...
Leseprobe: Der Circus Fata Morgana war ein sehr kleiner Circus. Aber trotzdem gab es natürlich einen Circusdirektor, der mit freundlicher Strenge über den Circus wachte. Er hieß Signore Basta. Er hatte eine Frau, Marina Basta, die so biegsam war, dass man sie in der Circusarena glatt mit einer Schlange hätte verwechseln können.
Und er hatte eine Tochter, Aquamarina, die so hieß, weil ihre Augen so tiefblau waren, wie ein Fjord in Norwegen. Wen wunderte es, denn schließlich war sie dort geboren, als der Circus einmal in Norwegen gastiert hatte. Sie vollführte mit ihrer Mutter im höchsten Circuszelt die akrobatischsten Kunststücke auf dem Seil. Ihre Schönheit glich der ihrer Mutter, wie der Mond seinem Spiegelbild in einem See.
Aquamarina träumte jede Nacht davon, selbst eine so berühmte Artistin zu werden, wie jene, die jeden Abend in der Manege ihr Bestes gaben, um das Publikum zu unterhalten.
Der Löwenbändiger war der Bruder des Circusdirektors. Er hieß natürlich auch Basta, aber er fand den Namen nicht schön. Deshalb nannte er sich Friedemann Leonidas, der Löwenmann. Er hatte drei Löwen und einen Tiger, die er in der Manege fauchend durch die Feuerreifen springen ließ.
Signore Maldini war der Pferdedresseur. Seine feurigen Araberhengste konnten sich auf die Hinterbeine stellen und mit den Vorderhufen auf einem Klavier spielen. Am besten aber gefiel den Besuchern, wenn Signore Maldini »Ungarische Post« vorführte. Dann stand er, jedes Bein auf einem Pferderücken, auf zwei Pferden, die wie ein Gewittersturm durch die Arena brausten.
Zu jedem Circus gehört ein Clown. Im Circus Fata Morgana war der Circusdirektor der Clown.
So ein Circusdirektor hat viele Aufgaben. Er muss den Aufbau des Zeltes überwachen, für ausreichend Futter für die Tiere sorgen, die Trecker und Lastwagen reparieren können und die Artisten trösten, wenn mal etwas schiefgegangen ist.
Das alles machte und konnte Signore Basta natürlich auch. Aber am liebsten war er der Clown. Das Schönste am Circusleben war für ihn, die Besucher im Zelt jeden Abend zum Lachen zu bringen. Und der Clown Basta war im ganzen Land und darüber hinaus berühmt. Viele andere Circusdirektoren hatten schon seine Nummer gesehen und ihm das Angebot gemacht, er solle doch mit ihnen durch die ganze Welt ziehen. Von Tasmanien nach Rio de Janeiro, von Spitzbergen bis nach Borneo. Aber der Clown und Circusdirektor Basta wollte das nicht. Auch dann nicht, als die anderen Circusdirektoren ihre teuren Füllfederhalter zückten und dicke Schecks ausschreiben wollten.
Die Leute lachten jeden Abend Tränen über Signore Basta, den Clown, der so unschlagbar lustig war. Seine beste Nummer aber war, wenn er als Clown immer trauriger wurde. Über nichts in der Welt lachen die Leute mehr als über einen traurigen Clown. Und so merkte niemand im Publikum, dass der Clown auch in Wirklichkeit traurig war und immer trauriger und trauriger wurde ...
Aquamarina war der Grund für die tiefe Traurigkeit von Signore Basta. Nein, sie bereitete ihm keine Sorgen, wie das manche Kinder tun. Sie war sogar sehr brav, fast zu brav, wie Signora Marina Basta manchmal sorgenvoll bemerkte. Aquamarina lernte jeden Morgen fleißig in der Circusschule und übte am Nachmittag unentwegt, um in der Manege immer besser zu werden. Aber seit einiger Zeit konnte sie, wenn sie nach der anstrengenden Vorstellung ins Bett ging, einfach nicht einschlafen. Sie lag mit offenen Augen im Bett und starrte an die Decke des Circuswagens.
"Warum schläfst du nicht, mein Täubchen?" fragte Signore Basta seine Tochter. "Ich habe Angst vor dem Schlaf", erwiderte sie leise. "Vor dem Schlaf muss man keine Angst haben", tröstete sie ihr Vater. "Ich habe auch eher Angst vor dem Erwachen", sagte sie. "Ich wache auf und habe nichts geträumt." Sie begann zu weinen. "Ich kann nicht mehr träumen." ...
Thomas B. Morgenstern ist Schriftsteller, Bio-Bauer und Vater von drei Kindern. Studiert hat Morgenstern (Jahrgang 1952) Germanistik und Theaterwissenschaften, Chemie und Biologie. Seit 1981 bewirtschaften er und seine Frau gemeinsam mit einer anderen Familie einen biologisch- dynamischen Bauernhof an der Unterelbe. Die besten Ideen kommen dem Autor beim Melken: "Danach muß ich immer sofort an den Computer!"
Jörgen Habedank lebt als freischaffender Künstler, Maler und Illustrator in Pinneberg bei Hamburg. Er stellt regelmäßig seit 1989 aus, ist Vater von zwei Töchtern. Er hat Kunst, Kunstpädagogik und -therapie studiert. Er arbeitete auch als Lehrer. Seit 2002 nimmt die künstlerisch Ausgestaltung von Kirchen und Kapellen weiten Raum seiner Tätigkeit ein.
"Circus Mignon" spielt "Revo": " ... Der "Circus Mignon" ist vor acht Jahren vom Haus Mignon, einer heilpädagogischen Einrichtung in Nienstedten, gegründet worden, um neue Möglichkeiten der Bewegungstherapie für behinderte und sozial benachteiligte Kinder zu finden ..." (Hamburger Abendblatt, 15. Mai 2000) - Circus Mignon
Revo - der Traumfänger
Hannah Verlagsgesellschaft, 56 S., ISBN 3-931735-09-5, 10 Euro
Aquamarina, die Tochter des Circusdirektors kann nicht mehr träumen. Ihre Eltern sind verzweifelt, der ganze Circus versinkt in Traurigkeit. Wer als Artist nicht mehr träumen kann, wird niemals gut werden, weiß Signore Basta, der Circusdirektor ... alle Artisten des Circus Fata Morgana geben ihr Bestes, um Aquamarina aufzuheitern - aber vergebens. Schließlich hat der Zauberer die rettende Idee. Ein Traumfänger wird gesucht und als Revo, der Traumfänger, auftaucht und die Träume der Zuschauer im Circuszelt einfängt, wird Aquamarina endlich geholfen...
Leseprobe: Der Circus Fata Morgana war ein sehr kleiner Circus. Aber trotzdem gab es natürlich einen Circusdirektor, der mit freundlicher Strenge über den Circus wachte. Er hieß Signore Basta. Er hatte eine Frau, Marina Basta, die so biegsam war, dass man sie in der Circusarena glatt mit einer Schlange hätte verwechseln können.
Und er hatte eine Tochter, Aquamarina, die so hieß, weil ihre Augen so tiefblau waren, wie ein Fjord in Norwegen. Wen wunderte es, denn schließlich war sie dort geboren, als der Circus einmal in Norwegen gastiert hatte. Sie vollführte mit ihrer Mutter im höchsten Circuszelt die akrobatischsten Kunststücke auf dem Seil. Ihre Schönheit glich der ihrer Mutter, wie der Mond seinem Spiegelbild in einem See.
Aquamarina träumte jede Nacht davon, selbst eine so berühmte Artistin zu werden, wie jene, die jeden Abend in der Manege ihr Bestes gaben, um das Publikum zu unterhalten.
Der Löwenbändiger war der Bruder des Circusdirektors. Er hieß natürlich auch Basta, aber er fand den Namen nicht schön. Deshalb nannte er sich Friedemann Leonidas, der Löwenmann. Er hatte drei Löwen und einen Tiger, die er in der Manege fauchend durch die Feuerreifen springen ließ.
Signore Maldini war der Pferdedresseur. Seine feurigen Araberhengste konnten sich auf die Hinterbeine stellen und mit den Vorderhufen auf einem Klavier spielen. Am besten aber gefiel den Besuchern, wenn Signore Maldini »Ungarische Post« vorführte. Dann stand er, jedes Bein auf einem Pferderücken, auf zwei Pferden, die wie ein Gewittersturm durch die Arena brausten.
Zu jedem Circus gehört ein Clown. Im Circus Fata Morgana war der Circusdirektor der Clown.
So ein Circusdirektor hat viele Aufgaben. Er muss den Aufbau des Zeltes überwachen, für ausreichend Futter für die Tiere sorgen, die Trecker und Lastwagen reparieren können und die Artisten trösten, wenn mal etwas schiefgegangen ist.
Das alles machte und konnte Signore Basta natürlich auch. Aber am liebsten war er der Clown. Das Schönste am Circusleben war für ihn, die Besucher im Zelt jeden Abend zum Lachen zu bringen. Und der Clown Basta war im ganzen Land und darüber hinaus berühmt. Viele andere Circusdirektoren hatten schon seine Nummer gesehen und ihm das Angebot gemacht, er solle doch mit ihnen durch die ganze Welt ziehen. Von Tasmanien nach Rio de Janeiro, von Spitzbergen bis nach Borneo. Aber der Clown und Circusdirektor Basta wollte das nicht. Auch dann nicht, als die anderen Circusdirektoren ihre teuren Füllfederhalter zückten und dicke Schecks ausschreiben wollten.
Die Leute lachten jeden Abend Tränen über Signore Basta, den Clown, der so unschlagbar lustig war. Seine beste Nummer aber war, wenn er als Clown immer trauriger wurde. Über nichts in der Welt lachen die Leute mehr als über einen traurigen Clown. Und so merkte niemand im Publikum, dass der Clown auch in Wirklichkeit traurig war und immer trauriger und trauriger wurde ...
Aquamarina war der Grund für die tiefe Traurigkeit von Signore Basta. Nein, sie bereitete ihm keine Sorgen, wie das manche Kinder tun. Sie war sogar sehr brav, fast zu brav, wie Signora Marina Basta manchmal sorgenvoll bemerkte. Aquamarina lernte jeden Morgen fleißig in der Circusschule und übte am Nachmittag unentwegt, um in der Manege immer besser zu werden. Aber seit einiger Zeit konnte sie, wenn sie nach der anstrengenden Vorstellung ins Bett ging, einfach nicht einschlafen. Sie lag mit offenen Augen im Bett und starrte an die Decke des Circuswagens.
"Warum schläfst du nicht, mein Täubchen?" fragte Signore Basta seine Tochter. "Ich habe Angst vor dem Schlaf", erwiderte sie leise. "Vor dem Schlaf muss man keine Angst haben", tröstete sie ihr Vater. "Ich habe auch eher Angst vor dem Erwachen", sagte sie. "Ich wache auf und habe nichts geträumt." Sie begann zu weinen. "Ich kann nicht mehr träumen." ...
Thomas B. Morgenstern ist Schriftsteller, Bio-Bauer und Vater von drei Kindern. Studiert hat Morgenstern (Jahrgang 1952) Germanistik und Theaterwissenschaften, Chemie und Biologie. Seit 1981 bewirtschaften er und seine Frau gemeinsam mit einer anderen Familie einen biologisch- dynamischen Bauernhof an der Unterelbe. Die besten Ideen kommen dem Autor beim Melken: "Danach muß ich immer sofort an den Computer!"
Jörgen Habedank lebt als freischaffender Künstler, Maler und Illustrator in Pinneberg bei Hamburg. Er stellt regelmäßig seit 1989 aus, ist Vater von zwei Töchtern. Er hat Kunst, Kunstpädagogik und -therapie studiert. Er arbeitete auch als Lehrer. Seit 2002 nimmt die künstlerisch Ausgestaltung von Kirchen und Kapellen weiten Raum seiner Tätigkeit ein.
"Circus Mignon" spielt "Revo": " ... Der "Circus Mignon" ist vor acht Jahren vom Haus Mignon, einer heilpädagogischen Einrichtung in Nienstedten, gegründet worden, um neue Möglichkeiten der Bewegungstherapie für behinderte und sozial benachteiligte Kinder zu finden ..." (Hamburger Abendblatt, 15. Mai 2000) - Circus Mignon
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