Donnerstag, 2. April 2009

Verrückte Abenteuer mit Witz, Grips und "Schnauze"

Burkhard Spinnen
Müller hoch Drei - Roman
Umschlagillustration von Sabine Wilharm, 296 S., geb., ISBN: 978-3-89561-043-1, € 17,90 €, [A] 18,40, SFR 32,90,
Sieben Tage vor seinem 14. Geburtstag wird Paul Müller von seinen Eltern verlassen. Die gehen mal eben auf Weltreise. Paul, ein zögerliches und übervorsichtiges Einzelkind, soll jetzt fix erwachsen werden und alleine zurechtkommen. Das findet er nicht so toll. Im Gegenteil, das haut ihn um. Aber das ist erst der Anfang. Mit einem Mal scheint Pauls behütetes Leben im verschlafenen Neustadt Kopf zu stehen. Kurz nacheinander platzen in seine Verwirrung: ein unerzogener Hund mit gefährlichem Appetit sowie seine Zwillingsschwester Paula, die auf der Flucht vor ihrem indischen Stiefadoptivvater ist. Und dann erzählt ihm die multipel allergische Tante Elke seine vertrackte Familiengeschichte. Paul würde sich jetzt gern seine geliebte Patchworkdecke über die Ohren ziehen, aber dafür ist es definitiv zu spät. Stattdessen beginnen Paul und Paula mitsamt dem Hund eine abenteuerliche Reise. - Leseprobe und Webseiten zum Buch
Rezension dradio (Auszug): Unübersehbar ist "Müller hoch Drei" eine Hommage an Erich Kästner. Nicht nur, dass Paul aus Neustadt stammt, nach Berlin reist und seinen Hund "Piet Dienstag" nennt. Die ganze Konstellation erinnert an "Emil und die Detektive": Die Kinder sind ganz auf sich gestellt und bestehen ihre verrückten Abenteuer mit viel Witz, Grips und "Schnauze".
Kästner-adäquat ist auch Burkhard Spinnens Humor, weshalb der Roman durchaus Tiefgang hat. Schon die Ausgangssituation ist abstrus, und ebenso schräg geht es weiter mit einem melancholischen Privatdetektiv und einer dauerschnupfengequälten Tante. Spinnen hat eine sprühende Phantasie, erfindet haarsträubende Episoden und technische Wunderwerke, konstruiert traumhafte Slapstickepisoden und entwickelt einen ungeheuren Wortwitz. Er zieht alle komischen Register vom albernen Klamauk bis zum schwarzen Humor und fackelt ein Feuerwerk an Doppeldeutigkeiten ab.
Man kann "Müller hoch Drei" aber auch als einen bittersüßen Beitrag zum Thema moderne Eltern lesen. Pauls Erziehungsberechtigte lassen ihren Sohn ja zugunsten der eigenen Selbstverwirklichung im Stich. Wohlstandsverwahrlosung nennt man dieses immer häufigere Phänomen. Wobei die Geschichte ja gut ausgeht ... Zur Rezension

Keine Kommentare: