Samstag, 21. Februar 2009

Ruth White: Tief da unten

Ruth White
Tief da unten
Verlag Freies Geistesleben 2008, Aus dem Englischen übersetzt von Eva Riekert, 218 S., geb. mit Schutzumschlag, ISBN-13: 978-3-7725-2139-3, 16,90 EUR
Tief da unten ist ein Städtchen zwischen den Bergen mit ziemlich unkonventionellen Bewohnern. Die kleine Ruby hat Glück, gerade dort ausgesetzt zu werden. – Mit einem Hauch von Märchenzauber und viel innerer Wärme erforscht Ruth White, was einen Ort zu einem Zuhause macht. Wer hat die kleine rothaarige Ruby am ersten Sommertag vor dem Gerichtsgebäude abgesetzt? Jemand will in jener Nacht den Ruf eines Panthers gehört haben. Die Bewohner des Ortes Tief da unten in West Virginia nehmen das mysteriöse Ereignis an, ohne weiter nachzuforschen. Und Ruby wächst glücklich unter ihnen auf. Sie ist von Miss Arbutus, der alleinstehenden Wirtin einer traditionsreichen Pension am Ort wie eine Tochter aufgenommen worden. Oft sieht man sie mit ihrem roten Wägelchen für ihre Ziehmutter Miss Arbutus Einkäufe machen. Alle Leute lieben sie. Doch dann, als Ruby zwölf Jahre alt ist, taucht eine Spur von ihrer richtigen Familie auf. Weit weg, auf dem Berg soll sie wieder wohnen. Ganz Tief da unten ist in Aufruhr. Und Ruby? Was zählt für sie?
Leseprobe: … In den frühen Morgenstunden am ersten Tag des Sommers 1944 saß plötzlich ein kleines rotschopfiges Mädchen mutterseelenallein vor dem Gerichtsgebäude von Tief da unten. Sie mochte zweieinhalb, höchstens drei Jahre alt sein. Niemand konnte das so genau sagen, und das Kind konnte sich nicht dazu äußern. Es war der amtierende Bezirksrichter, Elbert Deel, der die Kleine fand, als er nach seinem Frühstück in der Zuflucht zum Gerichtsgebäude kam. »Wie heißt du denn, liebes Kind?«, sagte jemand zu dem Mädchen. Das Kind deutete auf sich selbst, wie es die Kleinen so machen, und sagte: »Ich Wu-bie.« »Wu-bie?« Sie nickte. »Ich Wu-bie.« »Meint sie Ruby?« »Ja, ich glaube. Ruby – ist das dein Name, Ruby?« Das Kind lächelte und nickte. »Ich Wu-bie.« »Nun, Ruby, wo ist denn deine Mami? Wo ist dein Papi?« »Weiß nich.« »Wie heißt denn dein Papi?« »Dadda.« »Wie nennen ihn die anderen?« Ruby steckte die Finger in den Mund. »Wie bist du hergekommen, Ruby?« »Huckepack.« »Wie? Huckepack? Meinst du, auf dem Rücken? Hat dich jemand getragen?« »Huckepack mit Hotte.« »Hotte? Ach so! Hotte-hü? Du bist auf einem Pferd gekommen?« Ruby nickte heftig mit ihrem roten Schopf. »Hotte.« …

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